Noch langsamer Urteleilen bei Disputen der Kirche?

Unser Antwort an Herrn Kiechle zu seinem Standpunkt im Bezug auf moralische Urteile zur Verantwortungsverdampfung der Kirche auf katholisch.de

Lieber Herr Kiechle,
Vielen Dank für die Belehrung. Wie schon in der Vergangenheit sehr häufig geschehen, sind wir nicht ihrer Meinung. Allerdings der Reihe nach.

Es ist sehr bemerkenswert, dass sie eine rhetorische Frage zu ZdK und Eckigem Tisch stellen. Das sie die Protagonisten nicht kennen, kann besonders Ihnen eigentlich nicht nachgesehen werden. Oder anders gesagt: für Sie ist es ein ausgesprochenen Armutszeugnis, dass sie die Betroffenen ihres Ordens nicht kennen!

Schämen Sie sich!

Als sie 2010 bis 2017 Provinzial waren, lag es in Ihrer Verantwortung sich mit den Betroffenen von sexuellem Missbrauch von ihrem Orden zu beschäftigen. Hier wäre mehr als genügend Möglichkeiten und Zeit gewesen dies zu tun. Dies hätten sie persönlich tun können, oder einfach nur die Akten lesen müssen.
Zur Erinnerung: War es nicht eine Schule ihres Ordens, die den Skandal öffentlich machte? War es nicht ihr Orden, er sich früh, zu früh rühmte Missbrauchstudien in Auftrag gegeben zu haben? War es nicht ihr Orden, der keine Namen nannte?

Ihr Beitrag zu Aufarbeitung war, dass sie sich schützend vor einen der Hauptverantwortlichen stellten und Pater Schneider das Vertrauen aussprachen.

Dies ist bis heute unwiderrufen!

Der Duktus ihres Ordens änderte sich dann und das von Pater Mertes eingeführte „Wir hören“ wurde zu leeren Phrase.

Seit 2010 sind nun 11 Jahre vergangen und die Fortschritte sind gering.

Wenn Sie die These in den Raum werfen, dass schnell geurteilt wird, dann ist es ausgesprochen fürsorgend für die Täter und somit Kern des Problems.
Sie haben sich nie gefragt, wie sich Betroffenen fühlen, wenn sie Vertuschern und Mittätern das „Vertrauen ausbrechen“, sie fragen sich nicht wie Opfer sexueller Gewalt durch Priester es die Kehle zuschnürt, wenn die Verantwortungslosigkeit der Verantwortlichen keine Konsequenzen hat.
Vermutlich können sie sich mit diesen Personen besser identifizieren, als mit denen die wirklich Ihr Mitgefühl verdienen!

Aber: Es ist zumindest stringentes Handeln.

Ihr Vorwurf ist, dass die schnellen Urteile „oft moralisch“ daher kommen. Natürlich! Brachten sie und ihre Mitbrüder uns das nicht bei? Waren sie es nicht, die uns stets mit ihrer Moralkeule züchtigten?

Zugegeben, wir lernten auch, dass der Moralkeulenschwinger nicht zwingend selber moralisch handeln muss. Wir vermuten, dass man erntet was man säht.

„Tiefe Krisen sind nicht schnell lösbar.“ Das können Sie uns nicht zum Vorwurf machen!
Wir haben diese Krise nicht verursacht. Wir haben uns nicht als Kinder entschlossen von Jesuiten missbraucht zu werden. Wir haben uns nicht entschlossen alles zu vertuschen. Das waren Sie (und damit meinen wir auch Sie ganz persönlich!) die Menschen die uns hätten schützen sollen.
Das haben sie nicht getan und sie tun es weiterhin nicht. Bitte kehren sie nicht die Rollen um.
Das ist uns erstens nicht neu und zweitens kauft es ihnen langsam niemand mehr ab.

P.S.:
Hier noch eine kleine Hilfe: Der Missbrauch durch ihre Mitbrüder und die lausige Aufarbeitung von Ihnen und anderen Jesuiten hat zwei Eckige Tische zur Gründung veranlasst:
Eckige Tisch e.V. und der Eckige Tisch Bonn e.V. – Verein der Geschädigten des Aloisiuskollegs.
Wir haben sie verlinkt, damit sie sich auf unseren Websites erkundigen können, was wir so machen. Wenn dann noch Fragen sind, schreiben sie uns gerne eine Mail!

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