Das Drama „Bilder von uns“ von Thomas Melle wurde in die Universal-Bibliothek des Reclam-Verlags aufgenommen. Als „Reclam Heft“ kann das Theaterstück des Altschülers des Aloisiuskolleg (AKO) nun auch in der schulischen und universitären Bildung Verwendung finden.
(Hier bestellen). 128 S. / 5,80 EUR.
Thomas Melle hat mit diesem Stück, welches 2016 am Theater Bonn uraufgeführt wurde, einen unschätzbar großen Beitrag zur Aufarbeitung der sexuellen Missbräuche am Aloisiuskolleg geleistet. Legt er die Perspektive doch auf das, was der Missbrauch, den die Jesuiten zu verantworten haben, bis heute mit ehemaligen Schülern Ihrer Schule macht oder leider gemacht hat.
Mit der Hörspielbearbeitung des Deutschlandfunk Kultur / NDR, 2017, liegt Melles „Bilder von uns“ in einem weiteren literarischen Genre vor.
Hier frei hörbar.
ACHTUNG! Triggerwarnung für Betroffene: Für uns Betroffene kommen hier biografische Realitäten und Theater zusammen (Vgl. Betroffenenberichte in: Ebba Hagenberg-Miliu (Hrsg.), Unheiliger Berg.; Verlag W. Kohlhammer 2014). Gleiches gilt für das Aloisiuskolleg in Bonn Bad Godesberg als realen Schauplatz, die Zeit der Schule unter Stüper / Schneider / Eschweiler, die Jesuitenherrschaft und deren „Erziehung“, wie sie im Nachwort von Carlo Brune zweifelsfrei verortet sind.
Aus Sicht der Betroffenen: Während nun ein Theaterstück über (missbrauchte und suizidierte) AKO-Altschüler in den Kanon der deutschen Literatur-Bildung aufgenommen wurde, hört man bis heute – 11 Jahre nach dem „Missbrauchskandal“ – aus dem Jesuiten-Provinzialiat keine andere offizielle Einordnung zu dem ehemaligen AKO-Rektor Schneider (vgl „Bosch“ im Stück), als die unwidersprochene Aussage, dass München dem Mitbruder das Vertrauen ausspricht. Wie bewertet das AKO öffentlich die ehemalige Leitung der Jesuiten? Ist das System / die Organisation des Ordens heute ein(e) andere(s)?
Während die Geschichte des Aloisiuskollegs zum „Theater der Gegenwart“ gehört, gibt es hinsichtlich der Aufarbeitungsinitiative der Missbräuche durch die Jesuiten bis heute keinen Betroffenenbeirat, keine Studien nach anerkannten Maßstäben (vgl. Erzbistum Köln), keine Aufarbeitungskommission. (Via Ordensobernkonferenz DOK 05/2021 dem unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs der Bundesregierung vereinbart).
Beschreibung des Verlags: „Das Theaterstück beginnt wie ein Psychothriller: Jesko Drescher, erfolgreicher Manager und Familienvater, sitzt am Steuer seines Wagens, als ein Foto auf seinem Handybildschirm aufpoppt. Vor Schreck rast er beinahe in eine Schulklasse hinein. Denn das Bild zeigt einen nackten Jungen: Jesko selbst – als zehnjährigen Schüler eines Eliteinternats. Erschüttert sucht Jesko drei seiner ehemaligen Schulkameraden auf. Er will mehr über die Aufnahmen erfahren. Doch je intensiver er sich mit dem Bild beschäftigt, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Erinnern und Vergessen, Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Thomas Melles Stück, das schnelle Dialoge und reflektierende Prosapassagen miteinander verbindet, wurde 2016 uraufgeführt.
Mit einem Nachwort von Carlo Brune.“