WDR-Film „Sommerfahrt“ für den Grimme-Preis 2023 nominiert.

„Eckiger Tisch Bonn“ beklagt Verantwortungslosigkeit des Jesuiten-Ordens bei Aufarbeitung des Missbrauchs

Bonn/Berlin, 19.01.2023. 

Der Film „Sommerfahrt – Zeit heilt keine Wunden“ von Gereon Wetzel ist für den Grimme-Preis 2023 nominiert. Das teilte am 19.01.2023 das Grimme-Institut in Marl mit. „Sommerfahrt“ ist ein persönlicher Film über die Strukturen und Systeme von psychischem und sexuellem Missbrauch am Aloisiuskolleg, des Jesuiten-Ordens in Bonn-Bad Godesberg. Erstausstrahlung war am 01.06.2022 im WDR.

Der „Eckige Tisch Bonn“, der Verein Geschädigter des Aloisiuskollegs, freut sich über die Nominierung. Heiko Schnitzler, Vorsitzender: Sommerfahrt“ ist so wichtig, zeigt er doch, wie Missbrauch sogar „Sekundär Betroffene“ bis heute stark belastet. Zeit heilt eben keine Wunden und die ursächlich Verantwortlichen, die Jesuiten, heilen auch keine Wunden. Denn gar nicht preisverdächtig und im Gegensatz zum Leid, ist für uns, nach wie vor die fehlende systematische Aufarbeitung der Missbräuche. Die Aufarbeitung der Verantwortung ihres Ordens und deren Führungspersonals haben die Jesuiten intern längst beerdigt, auch wenn es oft anders behauptet wird. Die Ordensleitung seit 2021 ist – nach mehr als 10 Jahren Missbrauchsskandal – immer noch nicht willens oder in der Lage, mehr als Ankündigen zu liefern

DARUNTER leiden Menschen heute. 

Deshalb fordern wir
– Eine Untersuchung über die Ursachen des Gesamtversagens des Ordens 
– Konsequenzen für die verantwortlichen Patres und Oberen
– Ende der Vertuschung am Aloisiuskolleg: Nennung aller Täternamen, Öffnung der Archive
– Angemessene Entschädigung der Betroffenen“

„Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es nicht wahr“ sagt „Chris“, Betroffener im Film zum vermeintlich guten Ruf der Schule.

Nach 30 Jahren trifft der Filmemacher Gereon Wetzel seine alten Weggefährtinnen und Weggefährten wieder. Er möchte wissen, wie es möglich war, dass inmitten ihrer engen Gemeinschaft unbemerkt mutmaßlich sexuelle Gewalt ausgeübt werden konnte. Welche Schuld trifft die Strukturen und deren Vertreter? Welche Mitverantwortung tragen die Protagonisten selbst?

In den 80er-Jahren besuchte Wetzel die Pfadfindergruppe Scouting in Bonn, angegliedert an das Aloisiuskolleg. 2011, im Zuge der zu Tage kommenden Missbrauchsskandale, werden auch im Aloisiuskolleg massive sexuelle Übergriffe nachgewiesen. Es zeigt sich ein perfides System aus Gewalt- und Machtmissbrauch, in dem dutzende Täter über viele Jahre unbehelligt Kinder und Jugendliche schädigen konnten. Ein mutmaßlicher Täter unter ihnen: Der charismatische Leiter der Pfadfindergruppe, das Idol des Filmemachers, der bis heute alle Vorwürfe bestreitet. Konsequenzen für Verantwortliche beim Kinderschutz im Orden oder bei Bonner Behörden sind bis heute nicht bekannt.

„Sommerfahrt“ der Südkino Filmproduktion, wurde aus mehr als 780 Einreichungen mit 68 nominierten Beiträgen in die engere Auswahl für den Preis für Qualitätsfernsehen genommen. 
Die Preisträger werden am 21. März in Köln verkündet, die Preise am 21. April in Marl verliehen. 

Sommerfahrt, 85 Min. Hier zu sehenwww.tinyurl.com/2w8rdas8 

ECKIGER TISCH BONN
Verein Geschädigter des Aloisiuskollegs zu Bonn-Bad Godesberg e.V.

E-Mail: info@eckiger-tisch-bonn.de

Hier unsere Pressemitteilung

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