AKO-Missbrauchs-Betroffene begrüßen Rörig-Kritik an katholischer Kirche / Jesuiten zur Aufarbeitung nicht fähig

 

Pressemitteilung zur jüngsten Kritik des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung,
Johannes-Wilhelm Rörig, an der mangelnden Kindesmissbrauchs-Aufarbeitung der katholischen Kirche.

AKO-Missbrauchs-Betroffene begrüßen Rörig-Kritik an katholischer Kirche / Jesuiten zur Aufarbeitung nicht fähig

BERLIN/BONN 17.08.2018.
Der ECKIGE TISCH BONN (ETB) begrüßt die Einschätzung des Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bzgl. der mangelnden katholischen Aufarbeitung vollumfänglich und stellt fest, dass die auch für das Aloisiuskolleg in Bonn gilt.

Jesuiten hätten, nach Einschätzung der Betroffenen, bezüglich der viel zitierten Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, in den letzten Jahren mit Blendgranaten geworfen. Es wurde dokumentiert, aber nicht aufgearbeitet: Zum einen würden der Öffentlichkeit des Aloisiuskollges (AKO) fragwürdige Schutzkonzepte und „Wohlfühl-Katholizismus“ präsentiert, während noch im letzten Jahr wieder schlimme Dinge vom „heiligen Berg“ bekannt wurden. Zum anderen hätten mitverantwortliche Jesuiten hierauf der Öffentlichkeit keine Rechenschaft zum eigenen Systemversagen abgegeben, sondern die Karriereleiter woanders fortgesetzt. Das sei geübte Tradition an der Schule und im Orden.

Neben der mangelnden Öffnung der Archive kritisiert der ETB, dass auch die vorhandenen Berichte und Untersuchungen genau dort landeten und eben nicht ausreichend im Orden und Schule Niederschlag finden. Der amtierende AKO-Rektor habe vielmehr dem ETB gegenüber sein Desinteresse bekundet, die Aufarbeitung der Vergangenheit mit den Betroffenen zu betreiben. So wurde z.B. das Internat des AKO mit den neuen Schuljahr geschlossen – ohne umfassende Aufarbeitung des katholischen SYSTEMS der Missbräuche und der Verantwortlichkeiten.

In Deutschland gibt es nach Schätzungen des ETB mehr von Jesuiten-Missbrauch betroffene Menschen, als der Orden (noch) Mitglieder hat. Dort versuche man alles zur vermeiden, was schlussendlich die „Systemfrage“ für die Organisation bedeuten würde. Den Betroffenen stellen sich folgende Fragen: Warum ist die Ordensleitung bislang nicht gegen die (in den Berichten) dokumentierten Mitwisser und Vertuscher (z.T. noch immer auf Leitungspositionen) vorgegangen und hat diese zur Rechenschaft gezogen? Warum wurden ausschließlich Schulen untersucht und öffentlich dokumentiert und nicht proaktiv weitere Institutionen wohin Schul-Täter versetzt wurden (z.B. Pfadfinder „ND“, etc.)?
Warum finden prominente Jesuiten seit 2010 zu jedem Thema Worte, aber nicht zu den konkreten Verfehlungen ihrer Mitbrüder und den systematischen Missbrauchsursachen und Mängeln des eigenen Systems?

Der ETB stellt daher fest: Auch die Jesuiten sind Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Der Orden ist, sowie die katholische Kirche insges., nicht selbst in der Lage, die richtigen Schlüsse zu ziehen und für nachhaltige Aufarbeitung zu sorgen, um die systemimmanenten Verschwiegenheiten zu brechen. Der Staat darf den Beteuerungen der Kirche nicht glauben und muss hier (nach) helfen. Wir freuen uns, dass der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung nun die richtigen Worte gefunden hat und hoffen, dass die kritische Sicht Bestand für die Aufarbeitung haben wird.

z.B. https://www.deutschlandfunk.de/missbrauchsfaelle-roerig-aufarbeitung-durch-katholische.1939.de.html?drn:news_id=915121

https://www.morgenpost.de/politik/article215109401/Roerig-wirft-katholischer-Kirche-schlechte-Aufarbeitung-vor.html