Schließung des Internates des Aloisiuskollegs: „Ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung“

 

BERLIN/BONN 15.05.2018. Mit dem Internat des Aloisiuskollegs schließt ein Ort des Missbrauchs, der seit den 1940er Jahren bis in unsere Tage viele hundert beschädigte Biografien erzeugt hat, mit denen die Betroffenen heute leben müssen. „Auf den Gräbern der Missbrauchstäter, die hinter dem Schloss im Aloisiuskolleg beerdigt sind, müsste stehen: Hier ruht das Internat.“, so ein Betroffener spontan. Die Gründe für die Schließung seien hausgemacht und in den schweren Fehlern der leitenden Jesuiten zu finden (und nicht etwa in einem Trend, der ja auch Gründe hat). „Die Schließung ist ein längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung“, so der ECKIGER TISCH BONN (ETB), der Verein Geschädigter des Aloisiuskollegs. Bis in die jüngste Zeit hatten Patres oder Mitarbeiter die Möglichkeit, Machtinseln für Missbräuche zu nutzen. Der Jesuitenorden hat die Täter und Mitwisser tolleriert – alles zur höheren Ehre der eigenen Institution. Er ist bis heute nicht Willens oder in der Lage, die vorliegenden Untersuchungsberichte aufzuarbeiten und die richtigen Fragen für das System zu stellen oder sich beispielsweise von dem ehemaligen Rektor Pater Schneider, als Mitwisser und Begründer der Krise des Aloisiuskollegs (AKO), öffentlich zu distanzieren.

Der ETB hat bislang erfolglos solche öffentlich sichtbaren Zeichen des AKO und des Ordens gerade auch in Richtung „konservative“ Ehemalige und Schülereltern und Sponsoren gefordert, die nun die Asche ihres Internats begraben können.

In den letzten Jahren ist der ETB den für uns schweren Schritt gegangen und hatte dem Kolleg über Gespräche hinaus die Zusammenarbeit bei der Aufarbeitung angeboten. Das Kolleg hätte zusammen mit den Betroffenen die Chance gehabt, nach Bekanntwerden des Skandals 2010, durch wirkliche Aufarbeitung der Geschichte die öffentliche Wahrnehmung nachhaltig zu gestalten. Dieses wurde in Verantwortung des heutigen Provinzial des Ordens nicht für nötig befunden und ausgeschlagen. Die Jesuiten müssen nun ihre Unfähigkeit und das Scheitern ihrer Konzepte eingestehen. Die Aufarbeitung ihres Systems muss nun zwingend – auch für die Schule – erfolgen und extern überwacht werden.
Das Internat war ein Tatort. Schule und Freizeitaktivitäten bleiben belastet. Es gilt weiterhin, dass Präventionsmaßnahmen, die ohne eine externe Überprüfung jederzeit durch potenzielle Täter, die sich die massiven systemischen Mängel nutzbar machen, unterminiert werden können.

Unser Mitgefühl gilt den heutigen Schülern und Mitarbeitern, die nun auch an den Folgen der Missbräuche und des Missmanagements zu leiden haben. Wir freuen uns, dass viele Menschen positive Erinnerungen an das Internat haben und hoffen auf deren Solidarität, wenn wir anderer Meinung sind.
Das Internat des AKO hat nun den Platz in der Geschichte, den es verdient.

PM_Schließung Internat Alosiuskolleg

Zitat: „Soweit ich das sehe, ist der Ruf eines Jesuitenkollegs überhaupt nicht kaputtzukriegen“

Ludger Stüper SJ, Jesuitenpater, Schuleiter und Missbrauchstäter, 1984